Formula 1 Großer Preis von Bahrain 2022: Start in die neue Saison
16.03.2022
Der Auftakt zu einer neuen Formel 1-Saison ist immer aufregend und in diesem Jahr gilt dies noch mehr als sonst. Mit einem neuen technischen und sportlichen Reglement gibt es zu Beginn der neuen Saison für Teaams und Fahrer viel zu lernen und zu entdecken.
Der Bahrain International Circuit liegt mitten in der Wüste auf einer ehemaligen Kamelfarm und ist von 1.120 Palmen umgeben!
Die Strecke mag in der Wüste liegen, aber der Sand stellt für die Teams und Autos kein großes Problem dar, da die Streckenoberfläche sehr schnell sauber gefahren wird.
Der Große Preis von Bahrain ist ein Dämmerungsrennen, das bei Sonnenuntergang beginnt und in der Nacht endet. Das zweite Training und das Qualifying finden ebenfalls am Abend statt, wenn 495 Lichtmasten die Strecke beleuchten.
Trotz des neuen Formats für die F1-Rennwochenenden finden das erste und dritte Training in Bahrain noch immer bei Tageslicht statt. Aus diesem Grund besitzen sie nur einen sehr begrenzten Wert mit Blick auf die Abstimmung der Fahrzeugbalance und Setup-Arbeiten für das Qualifying und Rennen, die beide bei Nacht ausgetragen werden. Dennoch können sich die Trainings als nützlich für Tests mit neuen Teilen oder das Verständnis der Reifen erweisen. Das zweite Training ist eine entscheidende Session für alle Teams, da es die einzige Chance ist, das Auto bei ähnlichen Bedingungen wie im Qualifying und Rennen auszuprobieren.
Bei der Abstimmung des Fahrzeugs konzentrieren sich die Teams auf die langsamen und mittelschnellen Kurven. Der Grund dafür ist, dass die schnellen Streckenabschnitte locker mit Vollgas durchfahren werden. In den langsamen Kurven kommt es jedoch entscheidend auf den mechanischen Grip an. Dadurch verschiebt sich der Fokus im Vergleich zu Strecken wie Silverstone, wo die Performance in schnellen Kurven entscheidend ist.
In Bahrain erleben wir oft höheren Reifenabbau, weil die Streckenoberfläche eine der rauesten der Saison ist. In diesem Jahr erwarten wir in Folge der technischen Veränderungen an den Autos sowie den neuen Reifen für die F1-Saison 2022 einen höheren Abbau als im Vorjahr.
Die schwierigste Kurve der Strecke ist Turn 10. Sie besitzt einen langen Kurveneingang, der enger wird, am Scheitelpunkt abfällt und blind über eine Kuppe führt. Die Fahrer müssen bremsen, während sie die weite Linie durch Kurve 9 nehmen. Diese Faktoren führen zusammen dazu, dass der linke Vorderreifen leicht wird, was das Risiko eines Verbremsers erhöht.
Die verschiedenen Veränderungen am Format des Rennwochenendes führen dazu, dass die Mechaniker weniger Zeit haben, an den Autos zu arbeiten. In Folge der früheren Sperrstunde bleibt den Ingenieuren zudem weniger Zeit, um ihre Arbeit zu verrichten. Daher wird mehr Wert darauf gelegt, mit einer guten Vorbereitung und Simulationsarbeit ins Wochenende zu starten.
Da der Schwerpunkt auf den Vorbereitungen vor dem Wochenende liegt, ist die Korrelation zwischen den Simulationswerkzeugen und der Zeit auf der Strecke von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass die Simulation das reale Auto angemessen wiedergibt. Allerdings ist der Abstand zwischen dem Test und dem Rennen viel geringer als sonst, was es schwieriger macht, die Erkenntnisse aus dem Test zu verstehen und in die Vorbereitungen vor dem Rennen einfließen zu lassen.
Das neue technische Reglement mit seinem drastisch veränderten Unterboden und Diffusor bedeutet, dass wir mehr Funken von der Unterseite der Autos fliegen sehen werden - was unter den Scheinwerfern in Bahrain spektakulär aussehen wird!
Aufgrund des neuen Reglements und der stark veränderten Autos für 2022 wird sich auch die Performance der Boliden in den Kurven verändern. Wir erwarten zum Beispiel, dass die Autos 2022 die Kurve 4 in Bahrain mit 115 km/h durchfahren werden, im Vergleich zu 135 km/h im letzten Jahr. Ebenso wird eine Hochgeschwindigkeitskurve wie Turn 12 jetzt mit 240 km/h durchfahren, im Vergleich zu 265 km/h.
Feature: So wirken sich die Änderungen am Rennwochenendformat für 2022 auf die F1 aus
Neben großen technischen Änderungen für die Formel 1-Saison 2022 wurden auch eine Reihe von Modifikationen am Format der Rennwochenenden und am sportlichen Reglement vorgenommen. Welche Auswirkungen haben diese Änderungen auf die Arbeitsweise der Fahrer und Teams?
Komprimierter Zeitplan und Sperrstunden
Die Zeit auf der Rennstrecke bleibt auch in der Saison 2022 unverändert, aber der Zeitplan wurde leicht geändert. Die beiden Trainingssitzungen am Freitag wurden auf einen späteren Zeitpunkt am Tag verlegt und der Medientag am Donnerstag wurde auf den Freitagmorgen verlegt. Für die Mechaniker und Ingenieure bedeutet das einen komprimierteren Zeitplan mit weniger Zeit für die Arbeit an den Autos, die Vorbereitung auf die Sessions und die anschließende Analyse.
Am Mittwoch gilt nun eine Sperrstunde (19:00 Uhr für Australien), was bedeutet, dass weniger Zeit für die Vorbereitungsarbeiten bleibt, während am Donnerstag feste Start- und Endzeiten an der Strecke gelten (08:00 bis 19:00 Uhr in Melbourne). Der 11-Stunden-Tag ist kürzer als in den Vorjahren, und wir dürfen das Auto erst zu einer bestimmten Zeit anlassen (16:00 Uhr bei den europäischen Rennen). Insgesamt ist der Zeitrahmen für den Aufbau der Autos enger gesteckt, und es ist schwieriger, Teile später anzuliefern.
Am Freitag steht weniger Zeit zur Verfügung, um an den Autos zu arbeiten, vor allem nach dem zweiten Training, nach dem nur drei Stunden verbleiben, bis die Abdeckungen auf den Autos angebracht werden müssen (20:00 Uhr in Australien). Die Ingenieure haben ein paar Stunden mehr zur Verfügung (die Sperrstunde beginnt in Melbourne um 22:00 Uhr), aber letztendlich ist es immer noch weniger Zeit als zuvor.
Am Samstag ist es ähnlich, denn nach dem Qualifying bleibt den Mechanikern und Ingenieuren weniger Zeit, um am Auto zu arbeiten (die Abdeckungen werden an diesem Wochenende um 19:00 Uhr angebracht, also nur zwei Stunden nach Ende des Qualifyings). Das ist sicherlich eine neue Herausforderung, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Die Teammitglieder erhalten dadurch mehr Freizeit, aber die Arbeitszeiten an der Strecke fallen dafür viel intensiver aus.
Rookies im ersten Freien Training
An den Rennwochenenden werden im Jahr 2022 einige neue Gesichter auf der Strecke zu sehen sein. Das Reglement schreibt vor, dass ein Rookie-Fahrer an zwei ersten Trainingssitzungen (eine pro Einsatz-Fahrer) teilnehmen muss. Dies ist eine großartige Gelegenheit für junge Fahrer, Erfahrung mit einem Formel 1-Boliden zu sammeln.
Die Rückkehr der Sprintrennen
Die Saison 2021 erlebte die Einführung von Sprint-Rennwochenenden, bei denen ein Qualifying am Freitag die Startaufstellung für das kurze Sprintrennen am Samstag bestimmte, das letztlich über die Startreihenfolge im Hauptrennen am Sonntag entschied. Im Laufe des Jahres gab es drei davon, um das Format zu testen.
2022 kehren die Sprint-Rennwochenenden in Imola, Spielberg und Interlagos zurück. Die Herausforderung des Sprint-Formats bleibt bestehen, um das Auto mit nur einer Trainingsstunde auf das Qualifying, das Sprintrennen und das Hauptrennen vorzubereiten. Mit den neuen Autos und Reifen ist dies in diesem Jahr sogar eine noch größere Herausforderung.
Allerdings gibt es in dieser Saison einige Neuerungen bei den Sprint-Wochenenden. Die Pole Position erhält nun der schnellste Fahrer des Qualifyings am Freitag und nicht mehr der Gewinner des Sprintrennens, gleichzeitig werden im Sprint mehr Punkte vergeben. Im Jahr 2021 gab es nur Punkte für die Top-3, aber jetzt erhalten die besten Acht Punkte, wobei acht Zähler an den Sieger vergeben werden und der achtplatzierte Fahrer noch einen Zähler erhält.
Neue Reifen-Regel in Q2
In den vergangenen Jahren mussten die Fahrer, die im Qualifying in die Top-10 kamen, das Rennen auf dem Reifen beginnen, auf dem sie im Q2 ihre schnellste Zeit gefahren waren. Diese Regelung wurde nun abgeschafft. Für die Fahrer, die das Q3 erreichen, gilt nun ebenfalls freie Reifenwahl für den Start.
Das bringt eine zusätzliche Unbekannte ins Spiel, da wir erst erfahren, auf welchen Reifen unsere Rivalen starten, wenn die Heizdecken abgenommen werden. Das bedeutet auch, dass wir bei der Strategie nicht so gut planen können, aber es bringt auch mehr Strategievielfalt im gesamten Feld mit sich.