INDISCHE KÜCHE MIT AKZENT
02.02.2017
Indien ist neugierig geworden. Auf den Märkten Neu-Delhis finden sich längst nicht mehr nur die farbenfrohen Kostbarkeiten der heimischen Küche. Immer wieder entdeckt das Auge fremdländische Lebensmittel, welche die regionale Zunge überraschen sollen. Ob Produkte wie der australische Hefeextrakt „Vegemite“ die indische Küche nun bereichern oder nicht, das sei jedem Gaumen selbst überlassen. Sicher ist jedoch, dass Chef Manish Mehrotra im Indian Accent eben diese internationalen Einflüsse dankend aufnimmt und in Gerichte verwan- delt, die sich so anfühlen, als spränge man mit nur einer Gabel über ganze Kontinente.
Und das bleibt nicht unbemerkt: Als einziges Restaurant Indiens hat es das Indian Accent unter die World’s 50 Best Restaurants 2015 und 2016 geschafft und wurde ebenfalls in den zwei Jahren von San Pellegrino Asia’s 50 Best Restaurants zum besten Restaurant in Indien gekürt. Für sein erst kürzlich eröffnetes Restaurant in New York verleiht der New York City Guide 2017 ihm die Auszeichnung No.1 Restaurant in Indian Cuisine.
Weit weg vom bunten Marktgeschehen trifft man Manish Mehrotra in seinem Restaurant Indian Accent wie- der. Der Kontrast könnte nicht größer sein. Ein Garten wie im Paradies, ruhig und erfüllt vom Duft tropischer Blumen. Im Inneren des Restaurants, das so ziemlich jeden Preis gewonnen hat, den es zu gewinnen gibt, herrscht ein beinahe kolonialer Stil. Prunk sucht man hier vergebens und doch spürt man, dass jedes Detail mit viel Sorgfalt ausgewählt und aufeinander abgestimmt wurde.
Hier lernen Mehrotras Gäste zu verstehen, wie der von American Express zum „Best Chef in India“ gekürte Koch der gehobenen indischen Küche ihren internationalen Akzent verleiht. Seinen Kochstil bezeichnet er als„erfinderische indische Küche“ und beschreibt ihn als indisches Essen mit internationaler Note – oder umge- kehrt. Naan Brot gefüllt mit Blauschimmelkäse, Ravioli, neu interpretiert mit Kichererbsen aus dem westlichen Indien. Was hier minutiös auf den Tellern drapiert wird, sieht international aus, doch der Geschmack ist typisch indisch. Das ist wichtig, denn die Gäste im Indian Accent wissen, wie gutes indisches Essen zu schmecken hat. Und so käme Mehrotra bei aller Experimentierfreude niemals auf den Gedanken, die Aromen zweier indischer Regionen auf einem Teller zu mischen. Die Kombination von globalen Zutaten und Techniken mit der indischen Seele und ihrem Geschmack verzückt seine Gäste hingegen umso mehr.
Dabei hätte alles auch ganz anders kommen können. Im Elternhaus Mehrotras herrschte eine strenge „kein Knoblauch, keine Zwiebeln“-Diät. Selbst zum Kochen von Eiern musste seine Mutter ein separates Kochgeschirr verwenden und auf die Terrasse ausweichen – so wollte es der Vater, ein Vegetarier. Doch zum Glück für die internationale Feinschmecker-Szene verbrachte der junge Mehrotra seine Sommer mit Verwandten in Neu- Delhi und Mumbai, wo er kosten konnte, was er wollte. Und so ergeht es auch seinen Gästen im Indian Accent. Keine Zutat ist verpönt, alles ist möglich, solange es den höchsten Ansprüchen des Chefs gerecht wird. Auch TripAdvisor verleiht dem Indian Accent von 2014 bis 2016 die Auszeichnung No.1 Restaurant in India.
Ansprüche, die nicht von irgendwo her kommen. Mehrotra lernte unter dem gefeierten Ananda Solomon im Vivanta by Taj. Seine Karriere führte ihn weiter nach Delhi, wo er für Old World Hospitality dem berühmten Oriental Octopus zum heutigen Glanz verhalf. Viele Restaurant-Eröffnungen und noch mehr Weltreisen später ließ sich der mittlerweile hochdekorierte Chef im The Manor Hotel in Neu-Delhi nieder, wo er im hoteleigenen Restaurant seine Vision einer modernen, weltoffenen indischen Küche präsentiert.
Wessen Zunge nun neugierig auf die indische Küche des 21. Jahrhunderts geworden ist, der kann sich den weiten Weg ersparen, denn Chef Manish Mehrotra gibt sich im Februar als Gastkoch im Hangar-7 die Ehre.