Salzburger Adventsingen 2025: Neue Inszenierung und neue Gesichter
10.10.2025
„Instagram“-Hit im Salzburger Festspielhaus
Es sind nur noch sieben Wochen, bis zur heurigen Premiere des beliebten Salzburger Adventsingens. Mit dem Titel „Der blinde Hirte“ wird das szenisch wie musikalisch neu interpretierte Werk auf der Bühne des Großen Festspielhauses zu sehen sein.
Das gesamte Werk beinhaltet heuer 47 Programmpunkte, mit kompositorische Werken aus der Feder des Komponisten Shane Woodborne.
„Große Werke wie die Botschaft Gabriels und die Verkündigung an Josef prägen das diesjährige Klangbild. Aber auch die vielen kleineren musikalischen Perlen fügen sich wunderbar in das durchkomponierte Gesamtwerk“, freut sich Gesamtleiter Hans Köhl.
Das Salzburger Adventsingen wird heuer nicht im Fernsehen zu genießen sein, sondern ist ausschließlich an einem der 15 Aufführungstermine im Großen Festspielhaus zu erleben. Das macht die Tickets heuer noch begehrter – 70 Prozent der Karten sind schon weg.
Dachsteinplateau versus Gebirge von Judäa
Das Dachsteinmassiv dient in der heurigen Inszenzierung als Kulisse und verankert die Weihnachtsgeschichte in der heimischen Kultur. Wie Krippenbauer und Schnitzer berits seit Jahrhunderten das Geschehen von Bethlehem in ihre Region holen, so übersetzt das Salzburger Adventsingen die biblische Botschaft in die Klangsprache und Bilderwelt Salzburgs.
Der Weg führt den blinden Hirten im diesjährigen Werk durch eine alpine Landschaft, die in ihrer kargen Erhabenheit dem biblischen Judäa ähnelt.
Unbewusst kommt mit dem Dachsteinplateau auch ein „Instagram“-Hit ins Salzburger Festspielhaus. Der Dachstein ist der Favorit unter Österreichs Bergen auf Instagram. Der zwischen der Steiermark und Oberösterreich gelegene Berg liegt aktuell mit über einer Viertelmillion Postings mit dem Hashtag „Dachstein“ auf Platz 1 (Analyse des PR- und Kommunikationsdienstleisters APA-Comm) und konnte damit die Zahl der Postings seit 2019 verdoppeln.
Hans Köhl wuchs in dieser Gegend auf und kann von seinen tagelangen Wanderungen im Dachsteingebiet berichten: „Ich habe die Figur des blinden Hirten bewusst in diese Landschaft versetzt, weil ich dort selber einige Male in Begleitung eines erblindeten Freundes unterwegs war und nur staunen konnte über dessen Fähigkeiten, sich auf den steinigen Wegen zu orientieren“, erzählt Hans Köhl.
Durch die Verbindung der biblischen Geschichte mit dem Heute erweist Hans Köhl auch seinem guten Freund Bodo Hell eine kleine Reverenz - Hell ist seit August vorigen Jahres im Dachsteingebiet verschollen ist.
Umbesetzung als große Herausforderung
Johannes Forster schlüpft heuer in die Rolle des „Josef“. Dass der neue Josef heuer ein Bariton ist und nicht wie bisher ein Tenor, das stellte für Shane Woodborne eine große musikalische Herausforderungen dar.
Personelle News beim Adventsingen auch in anderen Bereichen:
Neu im Leading Team ist der niederösterreichische Bühnenbildner Andreas Ivancsics, der nach 24 Jahren seinen Vorgänger Dietmar Solt ablöst: Er wird ein traditionelles, alpines Bühnenbild als 3D-Modell präsentieren, mit Häusern, die wie Steinhütten als karge Unterstände anmuten, mit dem Grebirge im Hintergrund und im Vordergrund eine Felsgrotte. „In 2 Wochen fangen wir in den Werkstätten an zu malen, die Vorlagen werden bereits in der Tischlerei erstellt. Wir verwenden viel klassische Malerei, das große Bergpanorama ist ein Druck und wird mit Struktur übermalt, damit es mehr Plastizität aufweist“, erzählt Andreas Ivancsics und bestätigt damit, dass beim Salzburger Adventsingen alles Handwerk ist – vom Bühnenbild bis zum Kostüm.“
Hans Köhl wird nur noch bis Ende 2026 die Verantwortung als Gesamtleiter tragen. Dann will er seine Aufgabe in jüngere Hände legen. Diesen Herbst gab es drei „Himmlische Vermählungen“ unter den Solisten des Salzburger Adventsingens: Sowohl „Maria“ Eva Schinwald, als auch der neuer„Josef“ Johannes Forster und der „Engel“ Elisabeth Eder-Marböck haben geheiratet.
Schauspielregisseurin Gerda Gratzer: „Im Innen wirkt das Licht beim blinden Hirten sehr stark. Er spendet Trost und Zuversicht, die beide von seinem Inneren nach außen wirken. Dennoch muss er sich in seiner Blindheit führen lassen und ist von seinen jungen Begleitern abhängig“.
Gratzer schätzt sich glücklich, dass der Tiroler Schauspieler Edwin Hochmuth als blinder Hirte diese Rolle übernehmen wird. Der blinde Hirte wurde 2017 von einem alten Mann dargestellt, heuer wird diese Rolle viel jünger besetzt, weshalb man das Stück ganz anders denken muss und Hans Köhl ja auch das Textbuch entsprechend neu formulierte.
Nachhaltigkeit bei den Kostümen
Der visuelle Eindruck des Salzburger Adventsingens ist nicht nur vom Bühnenbild geprägt, sondern ganz wesentlich auch von den Kostümen. Brigitte Schiebler ist seit drei Jahren für das Kostümbild verantwortlich und brachte zur näheren Veranschaulichung bereits die Kostüme von Maria und Josef auf Schneiderpuppen mit: „Nachdem sie im Gebirge unterwegs sind, wurden heuer vorrangig Leinen- und Lodenstoffe verarbeitet. Das Stück spielt im felsigen Gebirge, draußen ist es kalt, darum haben die Darsteller feste Schuhe und wärmende Kleidung an“, erläutert Brigitte Schiebler das Konzept ihres Kostümbildes. „Wir haben ein großes Lager und es ist mir wichtig, dass wir nachhaltig arbeiten, daher werden bestehende Kostüme überarbeitet, aufgetrennt, umgenäht und neu geschneidert“, so Brigitte Schiebler.
Salzburger Hirtenkinder – die Lieblinge des Publikums
Was wäre das Salzburger Adventsingen ohne seine so herzerfrischenden Hirtenkinder. Alljährlich erobern sie mit ihrem unbeschwerten, kindlichen Gemüt und ihren beeindruckenden Darbietungen im Sturm die Herzen des Publikums. Im Laufe der 75 Jahre hat sich das Spiel der Hirten wie auch das Salzburger Adventsingen stets behutsam gewandelt. Ein absolutes „Muss“ ist jedoch das Singen, Musizieren und Paschen einer Gstanzlweise aus dem Salzkammergut mit einem Schleunigen drauf. Diese Darbietung wird alljährlich mit tosendem Sonderapplaus belohnt.
Das Salzburger Adventsingen wurde im Jahr 1946 gegründet und feiert im Jahr 2026 sein 80-jähriges Jubiläum. Bei den Aufführungen im Jahr 1950, damals im Kaisersaal der fürsterzbischöflichen Residenz, hatte erstmals eine kleine Kindergruppe als „Die Sternsingerkinder“ ihr Debüt.