Helden der Straße geehrt: Salzburg bei den Siegern mit dabei

16.09.2025

Ö3-Verkehrsaward (c) Roman Zach-Kiesling ORF
Zeller Polizei beim Ö3-Verkehrsaward

Mut, Zivilcourage und Engagement – damit zeichnen sich die Helden der Straße aus, sorgen für mehr Sicherheit auf Österreichs Straßen und retten Leben. Heute wurden sie für ihren Einsatz mit den Ö3-Verkehrsawards geehrt: Hitradio Ö3, das Bundesministerium für Inneres und das Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur haben das Bezirkspolizeikommando Zell am SeeMarlene Sapotnik und Alexander Goriupp („Ö3ver:innen des Jahres“), den Niederösterreichischen Straßendienst, die Ortsfeuerwehr Rankweil („Einsatzhelfer des Jahres“), sowie das Team ASFINAG ASG („Idee des Jahres“) mit den 23. Ö3-Verkehrsawards prämiert.

Verliehen wurden die Ö3-Verkehrsawards heute im Ö3-Haus am Küniglberg von ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher, Bundesminister für Inneres Gerhard Karner und Bundesminister für Innovation, Mobilität und Infrastruktur Peter Hanke.

Verkehrspolizei holt Award für die Ski-WM in Saalbach

Bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2025 in Saalbach zeigten nicht nur die Sportler Höchstleistungen, sondern auch die Verkehrsplanung war gefordert. Bis zu 12.000 Gäste täglich, Ferienzeit, nur eine zentrale Talzufahrt – eine hochkomplexe Aufgabe.

In enger Zusammenarbeit mit der Bezirkshauptmannschaft Zell am See hat die Landespolizeidirektion Salzburg ein umfassendes Verkehrskonzept für das enge Glemmtal entwickelt, das Maßstäbe setzte: Großparkplätze außerhalb, eng getaktete Shuttlebusse, Einbahnregelungen und lückenlose Kontrolle entlang der gesamten Strecke. Unterstützt wurde die Polizei Salzburg von rund 45 Beamten täglich – aufgeteilt auf mehrere Abschnitte. Freiwillige aus allen Bundesländern kamen zum Einsatz. Während der Großteil der Verkehrsteilnehmer diszipliniert agiert hat, gab es auch Herausforderungen. Einige wenige hielten sich nicht an die Regeln, etwa durch Missachtung von Sperrzonen. Doch mit Präsenz, Ruhe und Fingerspitzengefühl wurde auch das souverän gelöst und durch rasche Maßnahmen vor Ort entschärft.

Für die konsequente Umsetzung und die enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten erhält das Bezirkspolizeikommando Zell am See – stellvertretend für die vielen, die mitgeholfen haben: Bezirkshauptmannschaft, Einsatzorganisationen, Freiwillige etc. – den Ö3-Verkehrsaward in der Kategorie „Einsatzhelfer des Jahres“.

Wenn das Land stillzustehen droht

Wenn in Österreich die Straßen untergehen, steht das Leben still. Denn unsere Straßen sind mehr als Asphalt – sie sind die Lebensadern des Landes. Sie bringen Hilfe dorthin, wo sie gebraucht wird. Und wenn diese Wege versperrt sind, dann braucht es Menschen, die sie freimachen –  zu jeder Tages- und Nachtzeit. Beim verheerenden Hochwasser im September 2024 stand in Niederösterreich vieles unter Wasser. Mehr als 370 Straßen waren gleichzeitig gesperrt. Ortsteile waren von der Außenwelt abgeschnitten, Rettung unmöglich – wären da nicht jene gewesen, die einfach geblieben sind. Die nicht gefragt haben, wie spät es ist, wie lange sie schon unterwegs sind – sondern einfach gemacht haben, was getan werden musste.

Straßenmeistereien wie Pottenbrunn und Kirchberg an der Pielach rückten im Dauereinsatz aus. Mit schwerem Gerät und noch schwererem Herzen, denn viele waren selbst betroffen und wussten nicht, wie es der eigenen Familie ging. Sie blieben. Weil sie gebraucht wurden. Sie räumten Muren, zersägten entwurzelte Bäume, schaufelten Schlamm von Fahrbahnen – oft mitten in der Nacht, oft ohne zu wissen, wann sie selbst wieder schlafen würden.

„Unsere Priorität war immer, dass die Einsatzkräfte durchkommen – selbst wenn das bedeutete, dass wir mitten in der Nacht in einem LKW saßen, um Wege freizuräumen“, sagt Stefan Handschuh, Leiter der Straßenmeisterei Pottenbrunn.  

Gemeinsam mit Feuerwehren, Gemeinden und Landesgeologie wurden unpassierbare Strecken wieder befahrbar gemacht – für Rettung, Katastrophenhilfe, Lebensmitteltransporte. Und während draußen noch das Wasser stand, flossen aus den Stützpunkten bereits aktuelle Informationen zur Ö3-Verkehrsredaktion, um ganz Österreich rechtzeitig warnen und leiten zu können.

Für diesen selbstlosen Einsatz, für den Mut, die Ausdauer und das stille Heldentum hinter den Absperrbändern wird der Niederösterreichische Straßendienst mit dem Ö3-Verkehrsaward in der Kategorie „Einsatzhelfer des Jahres“ ausgezeichnet.

Feuerwehr Rankweil meistert Einsatz nach E-Bus-Unfall

Am Morgen des 12. Juni 2024 kam es im Zentrum von Rankweil zu einem schweren Unfall mit einem vollelektrischen Linienbus. Der Fahrer erlitt einen medizinischen Notfall, verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und durchbrach mit dem Bus eine Werbesäule, ein Bushäuschen und die Schaufensterfassade eines Geschäfts. Erst an der Mauer eines Kindergartens kam das Fahrzeug zum Stillstand. Glück im Unglück: Der Unfall ereignete sich gegen 7.20 Uhr – wenige Minuten bevor Kinder und Pendler:innen die Bushaltestelle am Konkordiaplatz normalerweise frequentieren. Dass sich zu diesem Zeitpunkt niemand im direkten Gefahrenbereich befand, war ein außergewöhnlicher Glücksfall.

Gefährliches Einsatzszenario: Hochvolt-Akkus unter Spannung

Was den Einsatz nach dem Unfall besonders anspruchsvoll machte: Es handelte sich um ein vollelektrisches Fahrzeug mit Hochvolt-Batterien. Bricht bei einem solchen Bus ein Brand aus, kann sich die Lithium-Ionen-Batterie thermisch verselbstständigen. Der Brand ist dann kaum zu löschen und es können über Stunden hinweg giftige Gase und extreme Hitze freigesetzt werden. Schon im Normalbetrieb ist der Umgang mit diesen Hochvoltsystemen gefährlich, wenn das Fahrzeug nicht fachgerecht abgeschaltet wird. 

Die Feuerwehr Rankweil ist auf genau solche Szenarien vorbereitet. Mithilfe einer eigens vom Landesfeuerwehrverband Vorarlberg zur Verfügung gestellten App können die Einsatzkräfte direkt am Einsatzort auf hersteller- und fahrzeugspezifische Rettungsdaten zugreifen – etwa auf die Position der Notabschaltung, die Stromkreisläufe und Gefahrenzonen des Fahrzeugs. Dank regelmäßiger Schulungen zu Elektromobilität und digital gestütztem Wissen konnte das Team das Fahrzeug schnell und sicher spannungsfrei schalten – ein entscheidender Schritt, um weitere Gefahren für Einsatzkräfte und Umfeld zu verhindern.

„Ö3ver des Jahres“: Marlene Sapotnik und Alexander Goriupp

Marlene Sapotnik und Alexander Goriupp, zwei Mitarbeiter:innen eines steirischen Energieversorgers, waren am 12. November am späten Nachmittag auf dem Heimweg von einem Einsatz bei einem Windkraftprojekt nahe Soboth. Die Bedingungen auf der südsteirischen Grenzstraße (B69) waren schlecht – dichter Nebel, einsetzende Dunkelheit. Dennoch fiel den beiden ein flackerndes Licht abseits der Straße auf. Was zunächst wie ein harmloser Lichtschein aussah, entpuppte sich Sekunden später als ein in Brand geratenes Unfallfahrzeug. Ohne zu zögern, wendete Marlene Sapotnik das Auto und fuhr zurück zur Stelle. Alexander Goriupp, ausgebildeter Feuerwehrmann und Ersthelfer, rannte los. Im Unfallwrack saß der bewusstlose Lenker – unter dem Fahrzeug schlugen bereits Flammen heraus. Goriupp riss die Tür auf, ertastete den Verletzten und zog ihn mit aller Kraft aus dem Auto. Nur Augenblicke später stand das Fahrzeug in Vollbrand. Währenddessen blieb Marlene Sapotnik ruhig, alarmierte die Einsatzkräfte und koordinierte den Notruf mit erstaunlicher Klarheit – trotz des Schocks und der schlechten Netzabdeckung.

Der Lenker überlebte schwer verletzt – nur dank des couragierten Handelns der beiden Ersthelfer:innen. Wochen später meldete sich seine Lebensgefährtin telefonisch bei den beiden, um sich persönlich zu bedanken. Der Lenker selbst hat keine Erinnerung an den Unfall – wohl aber daran, dass ihm zwei Menschen das Leben gerettet haben.

Was viele in einem flüchtigen Moment übersehen hätten, hat dank der Aufmerksamkeit und dem Mut von Sapotnik und Goriupp ein Leben gerettet. „Wir wussten sofort: Da stimmt etwas nicht“, so Sapotnik. „Da war kein langes Überlegen. Man bleibt stehen, man hilft.“ Gerade in Zeiten, in denen oft aus Unsicherheit oder Angst im Ernstfall nicht reagiert wird, ist diese Geschichte ein leuchtendes Beispiel für echte Zivilcourage.

Für diesen selbstlosen Einsatz erhalten Marlene Sapotnik und Alexander Goriupp den diesjährigen Ö3-Verkehrsaward in der Kategorie „Ö3ver:innen des Jahres“.

 

„High Scene“ – KI-gestütztes System zur automatisierten Auswertung von Kamerabildern

Beim 23. Ö3-Verkehrsaward präsentierte Thomas Ruthner, Leiter der Ö3-Verkehrsredaktion, „High Scene“ – ein KI-gestütztes System zur automatisierten Erkennung von Verkehrsereignissen anhand von Kamerabildern. Bislang mussten Redakteure der Ö3-Verkehrsredaktion die rund 10.000 Verkehrskameras der ASFINAG manuell durchsuchen, um relevante Ereignisse wie Staus oder Unfälle zu identifizieren. Dieser zeitintensive Prozess wird künftig durch ein intelligentes System unterstützt, das im Hintergrund kontinuierlich Bilddaten und Verkehrssensoren analysiert. Sobald eine Auffälligkeit – etwa ein plötzlicher Rückstau oder ein blockierter Fahrstreifen – erkannt wird, schlägt das System automatisch Alarm.

Das von der ASFINAG und der TU Graz entwickelte System erkennt mithilfe künstlicher Intelligenz Verkehrsbehinderungen wie Staus, Unfälle oder Baustellen und verarbeitet diese in Echtzeit. Das Besondere daran: Die KI generiert nicht nur automatisch eine passende Verkehrsmeldung, sondern liefert auch das zugehörige Kamerabild samt relevanter Zusatzinformationen. Die Mitarbeiter:innen der Ö3-Verkehrsredaktion können diese Daten unmittelbar übernehmen, redaktionell evaluieren und direkt in die Live-Berichterstattung einfließen lassen. „High Scene“ markiert damit einen bedeutenden Schritt in Richtung schneller und präziser Verkehrsberichterstattung. Das System zeigt eindrucksvoll, wie moderne Technologien den Journalismus unterstützen können – nicht als Ersatz, sondern als wertvolles Werkzeug, das die Arbeit erleichtert und die Qualität der Information deutlich erhöht.

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