Tiefe Trauer um Didi Mateschitz

22.10.2022

Matschitz (c) Chris Maier.
Didi Mateschitz R.I.P.

(maic) Cool, lässig, braun gebrannt, freundlich – und stets einen Riesengrinser mit weissem Blendax-Lächeln im Gesicht. So kannte man ihn – den Oberbullen oder “DM” wie er in Insider-Kreisen genannt wurde. Traurig und kaum vorzustellen, dass das nun Geschichte ist. 

Samstagabend kurz vor Mitternacht wurde es traurige Gewissheit. Mister Red Bull hat die große Bühne verlassen, die er eigentlich ohnedies nie so wirklich betrat. Immer im Hintergrund, still und bescheiden – das große Rampenlicht, das war nicht so seins.

Die Öffentlichkeit bekam ihn erstmals so richtig zu Gesicht als er im April 2005 den SV Austria Salzburg von Rudi Quehenberger übernahm und spektakulär im Hangar 7 präsentierte. Eine pompöse Präsentation, so wie man das in der heimischen Bundesliga zuvor noch nie gesehen hatte. Da wurden Journalisten der großen Wiener-Medien mit der Red Bull eigenen Flotte eingeflogen, ins bis damals noch relative provinziielle Fußball-Salzburg trotz Meistertitel der Austria. Das Red Bull Engagement im Salzburger Fußball kam für viele überraschend und unverständlich, wo doch Fußball zur damaligen Zeit keinesfalls so cool und trendy galt, dass es ins Portfolio von Red Bull gepasst hätte. Die Begründung von Mateschitz damals für die Übernahme der Austria:

"Last but not least war dafür auch die Entwicklung verantwortlich, dass sich der internationale Fußball immer mehr zu einem höchst intelligenten Strategiespiel entwickelt hat, mit charismatischen Spielerpersönlichkeiten, mit neuen fußballbegeisterten Zuschauern und Zuschauerinnen, wie man sie nie zuvor in Stadien gesehen hat. Auch ist mit der kommenden Welt- und vor allem auch der in Salzburg stattfindenden Europameisterschaft ein äußerst günstiger Zeitpunkt für ein Engagement gegeben".

 Seine weiteren Investments von Formel 1 bis zu einem eigenen Medienimperium sind hinlänglich bekannt.

Mit einem geschätzten Vermögen von 27 Milliarden Euro galt er als der reichste Österreicher. Das Imperium reicht vom eigentlichen Getränkebereich über Gastronomie, Immobilien und Sport bis hin zu vielfältigen Medien. 

Mateschitz hat das Marketing de facto neu erfunden und perfekt inszeniert. Vom Corporate Design bis hin zum Corporate Behaviour. Sein eigenes Ich stellte er dabei stets in den Hintergrund – wenn er über Erfolge sprach, dann immer im wertschätzenden “wir”. Für ihn war es immer das Team Red Bull, dass die Erfolge einfährt und nicht seine Person.

Eishockey und Motorsport mit Salzburg-Bezug, das war von Anfang an seine große Leidenschaft und der Einstieg ins große Sport-Sponsoring. Als im Salzburger Eishockey nach der Pleite diverser Vereine das Licht zu erlöschen schien, stieg er als großer Geldgeber ein. Man sah ihn erstmals im Pelzmantel in der Salzburger Eisarena an der Seite von Gerhard Berger, ohne zu wissen wer dieser Mann wirklich ist. Dann setzte er am Salzburgring bei den großen Rennen seine Marke spektakulär in Szene. Es waren umgebaute Minis mit einer Red-Bull Dose am Rücken, die in den Rennpausen werbewirksam ihre Runden zogen und die Streckenposten mit dem Zaubertrank versorgen sollten. Der Rest ist bekannt und Geschichte: Sponsoring vieler Sportarten, Rennstreckenkauf, F1-Teamgründung, Aufbau eines Medienimperiums und die Stifung Wings for Life sowie großzügiges Sposoring der privaten Salzburger Medizin-Uni (PMU). Wings for Life und PMU unterstreichen seine besondere persönliche, soziale Kompetenz.

An seine Herzenswärme erinnert eine nette Begebenheit des Verfassers dieser Zeilen vor Jahren in der Red Bull Arena: Ein Fußball-Knirps wollte von Didi Mateschitz ein Autogramm ergattern. Darauf meine Mr. Red Bull er sei doch kein Star und der Bub solle sich doch besser ein Autogramm von den Spielern holen. Der Bub blieb hartnäckig und fügte hinzu: “ Mein Papi arbeitet bei Dir”. Woraufhin sich Mateschitz über den Namen des “Papis” erkundigte und diese mit der Bemerkung quittierte: “Das hast du dir aber einen besonders lieben Papi ausgesucht”. Und dann gab´s das gewünschte Autogramm am Fanschal.

Man kann sich an dieser Stelle nur ehrfürchtig und traurig über sein Ableben von Mr. Red Bull verneigen.

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