ÖSV-Stars bezwingen die Streif im Sommer

06.06.2019

ÖSV Stars zu Fuß auf der Streif (c) Maier
ÖSV Stars zu Fuß auf der Streif

Kitzbühel zeigte sich wieder einmal von seiner besten Seite. Streif und Hahnenkamm geben auch im Hochsommer bei 30 Grad eine spektakuläre Kulisse ab. Die ÖSV-Stars nutzten das prächtige Wetter jetzt für ein Konditionstraining der anderen Art: Speed- und Technik-Stars des ÖSV waren angetreten, um die Streif vom Tal aus Richtung Starthaus am Hahnenkamm zu erobern. Angeführt von Hannes Reichelt, Max Franz und Mathias Mayer waren fast alle großen ÖSV-Stars mit von der Partie. Großer Abwesender lediglich Marcel Hirscher. 

Die Rennfahrer quälten sich bei 30 Grad bergaufwärts. Zu Belohnung gabs dann im Starthaus und der Almhütte des legendären Kitzbüheler Ski Clubs eine zünftige Jause. Aufgetischt vom Ski-Club Präsidenten Michael Huber und seinen beiden fleißigen Assisteninnen Barbara Thaler und Andrea Pfeifer. Die beiden Damen sind auch im Winter wichtige Stützen in der Organisation des weltbekannten Hahenkammrennens. 

Was ist eigentlich anstrengender, die Streif mit Vollgas hinunter oder den Berg vom Tal aus zu erklimmen? Hannes Reichelt dazu: „Aufwärts, eindeutig - das ist schon ein Stück anstrengender. Aber im Renntempo die schwierigste Rennstrecke des Weltcups hinunterzurasen, das ist dafür im Kopf schon anstrengender“. 

Der Konditionskurs des ÖSV mit Streif-Wanderung war für den Radstätter auch eine willkommene Abwechslung, um im Kopf wieder etwas freier zu werden. Der Hintergrund: die bösen Anschuldigungen rund um eine vermeintliche Doping-Affäre. 

Konkret wurde Reichelt vorgeworfen durch die Freundschaft mit einem Schulkollegen und ehemaligen ÖSV-Trainer verbotene Substanzen aus einem Medikament zu sich genommen zu haben. 

„Das waren die schlimmsten Tage meiner Karriere“ verrät ein sichtlich noch immer geschockter Hannes Reichelt beim anschließenden Medientermin des ÖSV auf der Streif. 

Reichelt erzählt weiters: "Es war ein brutaler Schock, als die Beamten um sieben Uhr in der Früh dastanden. Es war total überraschend. Ich dachte sofort an eine Doping-Kontrolle, denn das ist eigentlich eine Standard-Uhrzeit für solche Kontrollen.  Jetzt liegt mein Fokus darauf, ganz klipp und klar meine Unschuld zu beweisen. Der Salzburger verrät, dass er auch sein Handy abgeben hat, damit alles ausgewertet werden kann und seine Unschuld bewiesen wird. Ich darf nicht allzu viel sagen, auch wenn ich gerne würde. Aus strategischen Gründen hat mir das mein Anwalt empfohlen - über das laufende Verfahren soll ich keine Angaben machen.“ 

Dass die Wahrheit rasch ans Tageslicht kommt, das ist ihm aber sichtlich ein großes Anliegen und so verriet er dann doch ein paar Details: "Dann habe ich blöd geschaut, als sie sich als Beamte vom Bundeskriminalamt ausgewiesen hatten. Zunächst dachte ich, ich müsse lediglich eine Aussage tätigen. Erst am Posten ist mir vorgelegt worden, welche Anschuldigungen im Raum stehen. Da hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Wenn du deinen Lebtag darauf schaust, dass du sauber bist und selbst bei einem Hustenzuckerl im Ausland verzichtest, weil du nicht weißt, was da drin ist. Plötzlich kommen solche Anschuldigungen, das ist ein brutaler Schock." 

Reichelt versichert, er habe in seiner gesamten Karriere keine einzige Doping-Kontrolle verpasst und untermauert damit "dass ich immer sauberen Sport betrieben habe".

Der Super-G-Weltmeister von 2015 weiters: „Es ist brutal schwierig, sich aufs Trainieren zu konzentrieren. Es ist ganz nett, mit den Jungs jetzt auf Kondi-Kurs zu sein. Ich kann die ganze Sache ein wenig zur Seite schieben“. 

Reichelt ging auch gegenüber seinen Teamkollegen offen mit den Doping-Anschuldigungen um. "Ich habe mich der Sache gestellt und gesagt: Fragt mich alle möglichen Sachen. Das ist mir lieber, als wenn hinter meinem Rücken geredet wird. Es ging mir auch darum, sie zu sensibilisieren für die Sache. Selbst wenn man ein Leben lang nichts Verbotenes zu sich nimmt, kann es trotzdem passieren, dass du plötzlich beschuldigt wirst"

Es war ein freundschaftlicher Kontakt zu einem ehemaligen ÖSV-Langlauftrainer, der Reichelt jetzt in die missliche Lage gebracht hat: "Die Freundschaft zu ihm war ein Angriffspunkt, diese Anschuldigung zu äußern. So konnten sie erstmals auch einen Alpinen anschwärzen. Nur so kann ich es mir erklären. Er schrieb mir seit 2005 meine Trainingspläne und war bis vor zwei Jahren ÖSV-Trainer. Mir war klar: Der ÖSV stellt keine Leute an, die keine weiße Weste haben. Es ist nie etwas bewiesen worden. Er ist ein guter Freund, und ich lasse ihn aufgrund von Gerüchten nicht einfach links liegen, so etwas mache ich nicht", sagte Reichelt, wenngleich er bilanziert: "Im Nachhinein wäre es sicher besser gewesen, die Zusammenarbeit zu beenden".

Wer den Hannes kennt und ihm auch bei diesem Medientermin in die Augen schaute, der weiß, so kann sich kein Mensch verstellen. Alle – sowohl Teamkollegen als auch die anwesenden Medienvertreter – waren sich einig: „Unvorstellbar, dass der Hannes etwas genommen haben soll!“

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